Es lief die 92. Spielminute in der Regionalliga-Partie zwischen Rot-Weiss-Essen und Borussia Dortmund II. RWE-Akteur Jan-Steffen Meier spielte einen Ball von der linken Seite butterweich in den Fünf-Meter-Raum, wo der zuvor eingewechselte Roussel Ngankam völlig alleingelassen nur noch einschieben musste. Bonmann riss die Arme im Vollsprint zur Tormitte nach oben und konnte den Ball aus kürzester Distanz tatsächlich zur Ecke abwehren. Ein Wahnsinns-Reflex. RevierSport hat mit dem 22-jährigen Schlussmann darüber gesprochen, wie er sein "Heimspiel" an der Hafenstraße bewertet, was er nach dem Spiel vor der Westtribüne erlebte und ob er sich eine Rückkehr an die Hafenstraße eines Tages vorstellen kann.
Hendrik Bonmann, am vergangenen Samstag haben Sie wieder in Ihrer Heimatstadt spielen dürfen und gegen Rot-Weiss-Essen mit einer tollen Parade in der Schlussminute das Remis gerettet. Nach dem Spiel wurden Sie von den RWE-Fans gefeiert und wirkten sehr ergriffen. Wie war die erneute Rückkehr an die Hafenstraße für Sie? Für mich ist es immer eine große Ehre an der Hafenstraße zu spielen. Obwohl es ein Auswärtsspiel ist, ist es für mich das schönste Spiel des Jahres und somit ein echtes Highlight. Es war auch dieses mal wieder so, dass ich nach der Halbzeit beim Seitenwechsel auf die Westtribüne zugelaufen bin und die Fans geklatscht haben, als sei ich ihr Heimkeeper. Ich muss zugeben, dass so etwas immer noch eine große Gänsehaut bei mir auslöst und mich mit Stolz erfüllt. Als Auswärtskeeper so empfangen zu werden, das bedeutet mir sehr viel. Das ist schon eine große Ehre. Nach dem Spiel habe ich den Fans in der Kurve mein Trikot geschenkt, um meine Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen und mich für den warmen Empfang zu bedanken. Für mich persönlich wird es immer etwas besonderes sein bei RWE zu Besuch zu sein oder auf dem Rasen zu stehen. Ich bin sehr stolz darauf, bei den Menschen in Essen anscheinend so positiv im Gedächtnis geblieben zu sein.
Dass ich eines Tages noch einmal für RWE spielen möchte, ist ein offenes Geheimnis.
Hendrik Bonmann
Viele RWE-Fans haben nach dem Spiel darüber gesprochen, dass sie Hendrik Bonmann gerne wieder im Trikot von Rot-Weiss sehen würden und spekulieren in Foren und sozialen Netzwerken darüber, ob eine Rückkehr nicht vielleicht drin wäre. Wollen Sie eines Tages mit Herrn Dr. Welling einen Café trinken gehen? Ich habe für mich persönlich eine Bilderbuchkarriere im Kopf. Was ich davon schaffen werde, wird man sehen. Ich gebe alles dafür, meine Ziele zu erreichen und arbeite jeden Tag daran. Ich weiß nicht, was noch passieren wird, aber in dieser Bilderbuchkarriere ist fest verankert, dass ich eines Tages noch einmal das Trikot von RWE tragen möchte und vor der Westtribüne im Kasten stehe. Vermutlich wird das nicht in den nächsten paar Jahren geschehen, aber ich möchte irgendwann - vielleicht im höheren Alter - noch einmal für RWE spielen, das ist ein offenes Geheimnis.
Kommen wir zu sportlichen Tatsachen der Gegenwart. Sie haben mit Ihrer Mannschaft das fünfte Remis in Folge geholt, sind immer noch ungeschlagen aber hinken den eigenen Ansprüchen mittlerweile ein wenig hinterher. Wie bewerten Sie das 1:1 bei RWE und was muss sich in den kommenden Wochen ändern? Das Problem liegt darin, dass wir in den letzten Spielen - mit Ausnahme von Wuppertal - immer in Rückstand geraten sind, obwohl wir in der Defensive eigentlich gar nicht viel zulassen und dann wird es natürlich schwer. Das passiert aber einfach mal und solche Phasen hat man. Die Gegner stellen sich nach der Führung gegen uns immer wieder hinten rein und lauern auf Konter, die wir dann jedoch meistens sehr gut verteidigen. Genau so war es auch gegen RWE. Man muss aber auch positiv festhalten, dass wir in den letzten fünf Partien insgesamt sechs Rückstande aufgeholt haben und immer zurück gekommen sind. Das zeugt von einer enormen Mentalität, selbst wenn gerade nicht alles glatt läuft. Wir sind moralisch top drauf und immer noch zweiter nach elf Spieltagen, womit wir insgesamt richtig gut dabei sind. Dass man in Essen auch mal Chancen zulässt, ist doch ganz normal. Am Ende des Tages stehe ich dann auch im Tor, um mal einen schwierigen Ball zu halten.
Ich stehe auf Verantwortung. Um so mehr Zuschauer im Stadion sind, desto besser spiele ich.
Hendrik Bonmann
Timo Brauer sprach nach dem Spiel und Ihrer Parade in der Mixedzone von einem Teufelskerl im Tor des Gegners. Mit Timo Brauer hatte ich im Spiel schon den ein oder anderen ganz witzigen Blickkontakt. Natürlich ehrt mich so eine Aussage von einem starken Spieler wie Timo.
Sie spielen jetzt Ihre vierte Saison bei Borussia Dortmund, trainieren als dritter Torwart der BVB-Profis auch regelmäßig unter Thomas Tuchel und waren nahezu bei allen Trainingslagern der Bundesligamannschaft dabei. Dennoch haben Sie bisher kein Pflichtspiel für die Profis absolviert. Bringen einen diese Einheiten dennoch nach vorne und fühlen Sie sich bereit mal einzusteigen, wenn Sie gebraucht werden? Ich glaube, dass ich in den vier Jahren durch sehr professionelles Torwarttraining in allen Bereichen noch einmal einen großen Schritt nach vorne gemacht habe. Sowohl die Einheiten in der U23, als auch bei den Profis bringen dich als Torwart jeden Tag ein Stück weiter. Spielpraxis heißt natürlich das große Stichwort. Jedes Spiel, das man absolviert, hilft enorm dabei sich zu entwickeln. Natürlich fühle ich mich bereit, sonst hätte ich ja auch nicht das Vertrauen als Nummer drei beim BVB bekommen, im härtesten Fall im Tor zu stehen. Ich habe die große Gabe geschenkt bekommen, mit größerem Druck noch besser zu werden. Je mehr Zuschauer im Stadion sind, desto besser spiele ich. Ich stehe einfach darauf Verantwortung zu spüren und dann unter Druck meine bestmögliche Leistung abliefern zu können. Für mich persönlich ist dieses Jahr ein sehr wichtiges, in dem ich mich weiter verbessern möchte. Nach vier Jahren muss dann irgendwann Mal der nächste Schritt folgen, den ich akribisch vorbereite und für den ich mich auch bereit fühle.